Die 14. monatliche Weinprobe der Neustadter Weinfreunde brachte uns zu Bürklin-Wolf in Wachenheim. Schon seit Monaten stand fest, dass Tom Benns, der für Vinothek und Export verantwortlich ist, uns dort empfangen und Keller samt Weine präsentieren würde, nun endlich war es soweit!
Da war sie wieder, die Eleganz…. Es fängt mit dem Anwesen an, zieht sich durch Einrichtung der Vinothek über die Etiketten bis hinein ins Glas: Weine so elegant und fein, so vielschichtig und langlebig, dass man einfach nur schwärmen kann…
Tom ist Engländer und schon seit 1991 im Weingut beschäftigt. Ich kenne ihn nun seit 5 Jahren und freue mich immer, mit ihm in seiner Sprache zu kommunizieren. Nun habe ich ihn das erste Mal den kompletten Abend über Deutsch sprechen gehört – Wow!
Die heutige Inhaberin, Bettina Bürklin-von Guradze hat 1992 die offizielle Nachfolge angetreten, seitdem ist das fast 90 ha umfassende Gut in ihrer Hand. Zusammen mit ihrem Team hat sie eine enorme Umstrukturierung des Betriebes bewältigt und mit weiser Voraussicht schon früh die richtigen Entscheidungen getroffen. Die Produktionsmenge bis auf ca. 1/3 gekürzt, Positionen auf der Preisliste von ca. 130 auf weit unter 50 reduziert. Von der Masse zur Klasse, also. Die Rebsorten konzentriert auf das Wesentliche, mit dem Riesling klar als Signaturtraube. Als eines der ersten Weingüter der Pfalz wurden bei Bürklin Terroir und Weinberge wieder in den Mittelpunkt gestellt. Die Lagen nach dem maximal möglichen Potential definiert in ‚Grosse Lagen‘ (GC) und ‚Erste Lagen‘ (PC). Begriffe, die uns allen heute inzwischen durch den VDP wieder geläufig sind, Anfang der 90er Jahre jedoch noch fast exotisch klangen. Damals ging es um Öchsle und sonst wenig anderes.
Die Herkunft des Weines ist, was ihn zum Unikat werden lässt. Darauf besann man sich bei Bürklin und seitdem ging jedes Bestreben auch nur noch in diese Richtung. Seit 2008 trägt der Betrieb das Zertifikat des biologisch-dynamischen Weinbaus und ist, als einziges deutsches Weingut, der französischen Organisation Biodyvin angeschlossen, zu der 105 Betriebe gehören.
Bürklin-Wolf verkauft ca 30 % ab Hof und über das Internet, 30 % gehen in den Export, der Rest an Gastro und Handel regional und überregional.
Zur Begrüßung gab es den 2014 Dr. Bürklin-Wolf Riesling, den Gutsriesling also, mit klassischen fruchtigen Aromen und guter Frische.
Auch im Keller sollte es nicht zu trocken werden, hier gab es zwei Ortsrieslinge, was den direkten Vergleich der unterschiedlichen Bodenarten und Lagen leicht möglich machte und auch zeigte. Der 2014 Deidesheimer Riesling (13€) gelb-fruchtig betont, während der 2014 Forster Riesling (15€) sich markanter zeigt, etwas schlanker und sehr mineralisch – ein kleiner Pechstein.
Zurück in der Vinothek angekommen, gab es einen Übergangswein, den 2013 Wachenheim Riesling (13 €). Ganz leichte Reifenote in der Nase, zarte weisse Blüten, Pfirsich, würzig, mineralisch, feine Citrustöne und ein recht guter Nachhall.
2014 Wachenheimer Goldbächel PC (21 €), kräutrig-würzige frische Nase, Citrus, Pfirsich und mit Citrus Nachhall. Ich wollte gerade ‚füllig‘ schreiben, da nannte Tom ihn ‚ein Maul voll Wein‘ – besser kann man es nicht sagen.
„4,3 ha große Wachenheimer Toplage. Unser Anteil beträgt 3 ha. Die südliche Hangneigung bewirkt eine optimale Sonnenein-strahlung, die das rote und gelbe Sandsteingeröll erwärmt. In 1,80 m Bodentiefe befindet sich eine 1,20 m dicke Schicht aus Flussgestein. Dort werden die Rebwurzeln sehr gut mit Wasser und Mineralien versorgt.“
2014 Wachenheimer Gerümpel PC (21 €), weisse Blüten, mineralisch, konzentriert, straffer als der Goldbächel.
„13 ha große Wachenheimer Toplage, die 1429 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Unser Anteil beträgt 6,2 ha. Das Gerümpel genießt den Vorzug häufiger fönartiger Erwärmung, was eine schnelle Abtrocknung der Trauben nach Regen begünstigt und dadurch Pilzbefall vorbeugt. Diese Lage zeichnet sich daher auch bei später Lese durch gesundes Traubengut aus.“
2014 Wachenheimer Böhlig PC (21 €), würzig, stahlig, saftig, sehr trocken, mineralisch, extraktreich.
„4,94 ha große, im Herzen der Mittelhaardt, am Fuße des Haardtgebirges gelegene Wachenheimer Toplage. Unser Anteil beträgt 3,11 ha. Ihr Ursprung geht ins hohe Mittelalter zurück. Die südliche Hangneigung bewirkt optimale Sonneneinstrahlung, die das rote und gelbe Sandsteingeröll, das mit Kalkgestein durchzogen ist, erwärmt. Dort werden die Rebwurzeln sehr gut mit Mineralien und Wasser versorgt.
2014 Ruppertsberger Gaisböhl GC (39 €) Monopol, bereits sehr zugänglich, viel Pfirsich, recht füllig.
„Das Weingut Dr. Bürklin-Wolf ist Alleineigentümer dieser 8 ha großen Ruppertsberger Toplage, von der nur 5,2 ha als G.C. Lage klassifiziert sind. Der Ursprung dieser Lage geht ins hohe Mittelalter zurück. Gemäß der Königlich-Bayrischen Lagenklassen wurde sie als Erste Lage klassifiziert. Am Fuße der Mittelhaardt gelegen, profitiert sie von den günstigen mikroklimatischen Vorteilen. Terrassenschotterablagerungen mit Tonflötzen im Boden geben dem Gaisböhl seinen gewaltigen Körper und eine feine Säure, der Buntsandstein macht ihn besonders langlebig.“
2009 Pechstein GC (55 €), intensive strohgelbe Farbe, schöne entwickelte Nase, strohwürzig, rauchig, mineralisch, cremig, langer Nachhall, tolle Eleganz und Harmonie. Ich will mehr. (Genau dieser Wein war mein erster Pechstein, als ich 2010 in die Pfalz kam und seitdem liebe ich diese Lage.)
„21 ha; unser Anteil beträgt 2,33 ha. Nach der bayerischen Bodenklassifikation von 1828 nimmt der Pechstein eine Spitzenposition (56 von 65 Punkten) der Weinbergslagen der Pfalz ein. Dem hohen Anteil von schwarzem, vulkanischem Basalt verdankt der Pechstein seinen Namen und seine außerordentliche Mineralität. Tonflöze verleihen ihm seine ausgeprägte Frucht. Der Krater des Pechsteinkopfs liegt ca. 300 m entfernt und kann besichtigt werden. Um das Potential dieses außergewöhnlichen Terroirs nutzen zu können, erfuhr unser Pechstein einen extrem kurzen Rebschnitt, intensive Laubarbeiten und wurde auf eine Traube pro Trieb ausgedünnt, d.h. eine ertragsreduzierende Maßnahme um 50 % zur Qualitätsverbesserung.“
Vielen Dank für eine wunderbare Verkostung mit fantastischen Weinen in herrlicher Gesellschaft!
Bisherige monatliche Weinproben der Neustadter Weinfreunde:
13. Bassermann-Jordan
12. Schwarztrauber
11. Weegmüller
10. Odinstal
9. Weingut von Winning
8. Rebenhof Kappner
7. Sektgut Andrés & Mugler
6. Weingut Christmann
5. Oliver Zeter
4. Weingut Weik in Mussbach
3. Weingut Bergdolt-Reif & Nett in Duttweiler
2. Weingut Johann F. Ohler in Gimmeldingen
1. Weingut Leonhard Zeter in Diedesfeld
Kategorien:weingüter