weingeschichten

Juli & August mit Weingut BR-Nett

Unsere Serie „Das Jahr mit dem Winzer“ mit Christian Nett nähert sich dem Höhepunkt: der unmittelbar bevorstehenden Weinlese. Die schönste und auch hektischste Phase im Jahr eines Weingutes! Wir werden sie begleiten. Die Sommermonate waren da noch relativ ruhig bei Bergdolt, Reif & Nett in Neustadt-Duttweiler:

Wir berichteten von der großen Herausforderung im Juni, der Peronospora. Wie ging es weiter? „Ja, sie hat dann letztendlich zur Unterbrechung der Bio-Umstellungsphase geführt. Es blieb keine andere Wahl, wir mussten beim Pflanzenschutz auf konventionelle Mittel zurückgreifen, als sich abzeichnete, dass der Ernteausfall unkontrollierbar hoch werden würde. Ordnungsgemäß haben wir dies sowohl dem Kontrollverein als auch der Kreisverwaltung (ja, das läuft zweigleisig) gemeldet und jetzt bleibt abzuwarten, wie es mit dem weiteren Verlauf der Umstellung aussehen wird. Fängt der komplette Prozess von vorne an oder gibt es einen verkürzten Wiedereinstieg? So geht es übrigens vielen anderen Betrieben auch, das bestätigen die offiziellen Stellen“, erzählt der Winzer. Den Ernteausfall schätzt er auf rund 30%. Das sei nicht erfreulich, aber zu verkraften.

Die Kirschessigfliege, in 2014 ein großes Problem in der Region, drohte vor wenigen Wochen noch zum nächsten Desaster zu werden. Drosophila suzukii, der Schädling, der die reifenden Früchte von Kirschen, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Trauben, usw. schädigt, kann durch enorm schnelle Vermehrung große Schäden verursachen. Es gab beachtliche Ausfälle im Obstbau in der Pfalz, die Warnungen des DLR (Dienstleistungzentrum Ländlicher Raum) an die Winzer, dass die Trauben als nächstes befallen werden könnten, waren eindringlich. Traubenzonen sollten entblättert werden, um den Befall zu verzögern und auch zu mindern. Diesem Rat folgten die Winzer flächendeckend. Was dazu führte, dass die Kirschessigfliege momentan nicht zum Problem geworden ist. Das anhaltend trockene Wetter half da auch. Leider brachte die Maßnahme aber auch einen nachteiligen Effekt: Sonnenbrand auf den freigelegten Beeren, die der heftigen Sonneneinstrahlung ungeschützt ausgesetzt sind. Es bleibt also auch so kurz vor der Lese noch sehr spannend!

Im Juli
war Sommerpause für die einen und harte Arbeit für die anderen im Team angesagt. Neben  Laubarbeit und Grünlese, bei der Trauben herausgeschnitten werden, um Mengen zu reduzieren und damit die Qualität zu erhöhen, stand die Entfernung der Beikräuter an. Eine kräftezehrende Arbeit, das Hacken im knochentrockenen Boden – wer auch nur einen kleinen Garten hat, kann sich das ja ungefähr ausmalen…

Auch der Vertrieb musste weitergehen, was für Christian Nett eine zehntägige Australienreise bedeutete. Mit seinem Importeur hat er im vollgepackten Terminkalender eine gute Anzahl Restaurants besucht, dabei – für uns Pfälzer – große Distanzen innerhalb eines Tages zurückgelegt. Was seine Eindrücke von der Reise waren? „WOW! Eine Weintrinker-Nation.“ Vor allem so viele junge Leute, denen er begegnet ist, die ihm mit der lockeren Art richtig Spaß gemacht haben. Eine ‚Immigration Nation’, das fand er auch faszinierend. „Es handelt sich um neue Kontakte und was daraus auf Dauer wird, muss man einfach mal abwarten“, so der Winzer. Auf meine Frage, wie er denn mit der englischen Sprache zurecht kam, sagt er, dass er zur Einstimmung bereits vorher Filme in Originalversion anschaute. Im Einzelgespräch hatte er auch wenig Probleme, schwieriger wurde es, wenn andere sich in der Gruppe untereinander unterhielten. (Haha, das kenne ich von meinem schwedischen Mann in Pfälzer Gruppengesprächen!) Und Englisch in Australien ist ja auch wieder anders als in England… Die Weine vor Ort haben ihm gut gefallen, geweckt wurde seine Neugier auf die Weissweinsorte Semillon. Semillon, bekannt für füllige Weine, stammt aus Frankreich und ist dort eine der wichtigsten weißen Sorten.

August
Die letzten Wochen vor der Weinlese drehen sich ganz um das Leeren und Reinigen des Kellers. Alle Tanks und Fässer müssen rechtzeitig frei und sauber sein. Es wurde noch einmal abgefüllt, somit ist auch das Lager für den Herbst- und Winterverkauf bestückt. Der Hof muss akribisch vorbereitet werden, aufgrund des chronischen Platzmangels ist echtes Organisationstalent angesagt, inklusive der Anbringung von Planen als Hofbedeckung, damit auch bei Regen gearbeitet werden kann.

 

Aber Platzmangel ist hoffentlich kein Problem mehr bei der Lese 2017, da soll ja der Neubau fertig sein. Leider ist er derzeit rund 6 Wochen in Verzug, was aber noch aufgeholt werden kann. Immerhin sind inzwischen die ersten Löcher für die Fundamente der Stützen der Halle ausgehoben…

Der HERBST, die spannendste Zeit im Jahr des Winzers, steht unmittelbar bevor! Berichte dazu folgen. Wir wünschen alles Gute, mit vielen gesunden Trauben!

Die bisherigen Beiträge seit November 2015 findet ihr hier: Das Jahr mit dem Winzer (klick).