Winzer und „Flying Winemaker“ Jonathan Hollerith eröffnet inmitten von Köln die erste Urban Winery des Landes, die Stadtkellerei IMI. Hier verarbeitet er – voraussichtlich ab diesen Herbst – Trauben aus eigenen Weinbergen in der Pfalz zu feinen Weinen. Wissbegierige Kölner und Touristen sollen so vor Ort aktiv miterleben können, wie Wein hergestellt wird. Und verstehen, dass die Stadt nicht nur von Kölsch leben kann, sondern nun auch lokal produzierte „kölsche“ Weine ausgeschenkt werden. New times! Den besonders individuellen Bezug zur Stadt schafft er mit Etiketten, die Street Art aus Köln zeigen. Die Idee finden wir genial.
Urbane Weinkellerei: Der gesamte Weinkeller wird mitsamt Pressen, Gärtanks, Maschinen, Fässern und Edelstahltanks vor Ort in der Stadt installiert. Expansion ist angesagt, so werden neben den eigenen auch Trauben von befreundeten Weingütern aus der Pfalz und später von anderen Anbaugebieten direkt nach Köln geliefert, wo die Vinifizierung und der komplette Ausbau erfolgen. Hierbei kann nicht nur zugesehen, sondern auch direkt mit angepackt werden.
Vor einigen Wochen haben wir ein Vivino Meet-up in Köln organisiert, um u.a. auch IMI besuchen zu können. Unsere Gruppe bestand aus wine aficionados aus England, USA, Brasilien, Holland, Schweiz und Deutschland. Somit konnte Jonathan, der in Virginia, USA aufgewachsen und in Kalifornien an der berühmten UC Davis Weinbau und Oenologie studiert hat, die Weinprobe mit uns auf Englisch abhalten, was ihm – und uns! – sichtlich Spaß machte.
Familie Hollerith stammt ursprünglich aus der Pfalz, mit über 300-jährigen Wurzeln im Weinbau. Jonathans inzwischen leider verstorbener Vater Joachim Hollerith, führte es Ende der Siebziger Jahre in die USA, wo er in namhaften Weingütern erfolgreich verantwortlich war. In 2007 startete er in der alten Heimat Pfalz, in Maikammer, ein Garagenweingut zusammen mit dem Sohn. Dem war es übrigens als kleiner Bub zu schwierig Papas Name auszusprechen, er nannte ihn „Imi“. Heute der Name der neuen Stadtkellerei. Jonathan gehört für mich zur Kategorie ‚Global Citizen‘, hat er doch außer den langjährigen Erfahrungen in USA und Deutschland auch in Frankreich und China seine Eindrücke sammeln können. Ich mag seine (Welt-)Offenheit sehr!

Svenja Hollerith, Kai Sommer, Jonathan Hollerith © Stadtkellerei IMI
Ihm zur Seite stehen seine Frau Svenja, die für das Marketing zuständig ist und der gemeinsame Freund Kai Sommer, der den finanziellen und wirtschaftlichen Bereich im Griff hat. Momentan ist das Team noch in einer Zwischenlösung in der Körnerstrasse untergebracht, sie stehen kurz vor der Festlegung der geeigneten Produktionsstätte.
Hier im Laden, in dem auch besprochene Weinproben und Food/Wein-Events stattfinden, ist es jedenfalls gemütlich-urig-bodenständig und genau so eingerichtet, wie ich persönlich einen Weinladen gestalten würde: mit Weinkisten. Das verschafft einfach eine Wohlfühlatmosphäre, in der er es um eins geht: Wein.
Im Moment sind neun Weine auf der Karte, davon sind sechs als Bioweine ausgewiesen. Nachhaltigkeit und Echtheit sind ein wichtiges Thema für den Winzer. Die meisten Weine werden spontanvergoren, sind ungeschönt und ungefiltert. Wir durften auch Fassproben verkosten.
Das Niveau der Weine ist hoch und ein Überblick über die Vivino Bewertungen von den einzelnen Teilnehmern ergibt für die gesamte Kollektion einen sehr guten Schnitt. Zu den Favoriten gehörten der Weissburgunder 2015, „White Scrabble“ 2015 und der Syrah 2012. Wirklich schöne Weine mit Kraft und Ausdruck, Vielschichtigkeit. Zum White Scrabble werde ich bald eine eigene Weinempfehlung posten.

Syrah 2012, Stadtkellerei IMI
Zum Syrah 2012, der (wunderbar saftig, rund, würzig und vielschichtig) aus der Lage Maikammer Heiligenberg stammt und in 100% französischer Eiche ausgebaut wurde, zitiere ich
Nick Rowan, Vivino Featured User aus England: „30% aged in new oak.
More savoury on the nose than the 2013 Syrah/Merlot blend. Light berries (blueberry, plum, cranberry).
BOOM! On the palate. Juicy berries. Complex. Spicy (clove). Zingy.
High acidity. M(+) tannins that are well integrated.
Great length““Fermented on natural yeasts and “hyperoxidised” (ie not protected from ambient O2) with 10 weeks fermentation to dryness with Malolactic Fermentation.“
BOOM! Kann man es besser sagen?
Jonathan, wir bedanken uns für einen vinophilen Freitag in Köln und wünschen euch den größten Erfolg!
Weitere Infos zur Kellerei und den Veranstaltungen – auch eine Weinreise in die Pfalz ist geplant – findet man auf der Homepage: www.stadtkellerei-imi.de
Eine Übersicht der beliebtesten US Urban Wineries gibt es hier im WineEnthusiast Magazin.
Das erste Winery Hotel der Welt gibt es übrigens in Stockholm, wir haben letztes Jahr kurz nach der Eröffnung eine Nacht dort verbracht und ich bin begeistert. Gebaut im New York Style mit Backsteinfassade und eingerichtet im nordisch minimalistischen Stil, eines meiner Lieblingshotels: www.thewineryhotel.se
Kategorien:weingüter