100 % Biologische Landwirtschaft für Südtirol
So lautet die Vision des Mannes, der maßgeblichen Anteil an der enormen Qualitätssteigerung der naturschönen Weinregion trägt. Er war Anfang des Monats in die Pfalz gekommen, um im Neustadter Saalbau einen Vortrag zu halten und bei der anschließenden Weinfachmesse Véritable 17 in Sankt Martin seine Weine persönlich zu präsentieren. Eine besondere Gelegenheit, die Weinmacher-Legende hautnah zu erleben. Die Botschaft seiner Rede kam bei den weinbegeisterten Zuhörern an, das war deutlich zu spüren.
In ruhig-sachlicher Art erzählte er davon, wie der Weinbau in Südtirol früher an Traditionen „gekettet“ war. Wie Veränderungen nur schwierig und nur mit viel Ausdauer langfristig machbar wurden. Umso klarer ist heute aber, dass sich die Arbeit der 80er und 90er Jahre ausgezahlt hat und sich die Region einer außerordentlich positiven Reputation erfreuen darf. Qualitätsweine aus Alto Adige, wie der italienische Name lautet, spielen auch international schon seit Jahren eine wichtige Rolle. Für ihn selbst und sein eigenes Weingut im idyllischen Margreid begann der Prozess der Umstellung und Neuausrichtung durch das Zusammentreffen mit der US-Wein-Ikone Robert Mondavi. Neue Weinstile wurden seither geboren, Profile definiert und die Qualität kontinuierlich gesteigert.
Aber darauf ausruhen kann sich, bei allem Erfolg, Alois Lageder nicht. Denn er weiß, die Herausforderungen sind weiterhin groß:
Da ist der Klimawandel, den er treffender als „Klima-Chaos“ bezeichnete. Schon heute erleben wir extreme Unwetter, mehr Hitze.
Die Qualität ist im Weinbereich allgemein gestiegen, an sich natürlich eine positive Sache. Der Nachteil: Die Kundentreue nimmt ab. Ist heute ein Wein nicht lieferbar, greift der Kunde auf andere Weingüter zurück, im schlechtesten Fall verliert man ihn ganz.
Das große Thema des Winzers, der sein 50 ha eigene Weinberge umfassendes Weingut nach biologisch-dynamischen Richtlinien führt, ist die Rückbesinnung auf die Natur. Weg vom reinen Profitdenken und hin zur Landschaftspflege im eigentlichen Sinn. Landwirte und Weinbauern seien heute oftmals weniger verwurzelt mit der Natur, als sie das früher waren. Technische Weiterentwicklung brachte den teilweisen Verlust des Kontaktes zur Natur. Er wünscht sich, dass man weniger der App folgt und sich stattdessen mehr auf die eigene Intuition und Naturgesetze verlässt, erfuhren wir. Unbedingt weg von der Monokultur und zurück zur natürlichen Artenvielfalt. Mehr Weiterbildung für die Bauern, nicht nur zu zertifizieren, sondern sie auch schulen, an die Hand nehmen, ihnen beratend und begleitend zur Seite stehen. Mehr biologische und biodynamische Betriebe wünscht sich Alois Lageder – in der Landwirtschaft ganz allgemein, nicht nur im Weinbau. Das Interesse an Bio- und guten Produkten nimmt seitens der Kunden zu. Der Konsument kann den Bauern durch Nachfrage dazu zwingen, gesunde Lebensmittel zu produzieren.
Im eigenen Weingut geht die Arbeit der steten Qualitätsverbesserung unterdessen weiter. Derzeit erfolgen wissenschaftliche Studien zu Weinrebe, Lage, Ausrichtung und weiteren Parametern. Man will noch viel genauer erforschen und erfahren, wie sich der einzelne Aspekt jeweils genau auswirkt und wie das zukünftig genutzt werden kann. Aber auch kellertechnisch bleibt man nicht stehen, es werden aktuelle Prozesse und Schritte immer neu hinterfragt. Schalenkontakt, Holz, etc. Und es wird ausprobiert und beobachtet. Wie ein Wein eine „unheimliche Präzision“ erhält, durch das Mitvergären eines fünfprozentigen Anteils ganzer Trauben. Kurzum, nicht auf dem Wissen ausruhen, sondern immer nach Vorne schauen, anpassen, verbessern…. Davon sprach der Pionier Südtirols mit tiefster Überzeugung.
Als größte und dringende Herausforderung nannte Alois Lageder das Aufbrechen der landwirtschaftlichen Monokulturen in seiner Region. Und dabei klang er überhaupt nicht zögernd oder zweifelnd, das Ziel steht für ihn bereits fest – es geht um die Umsetzung.
„Wie hoch liegt der Anteil biologisch arbeitender Landwirtschaftsbetriebe in Südtirol?“, kam die abschließende Frage aus dem Publikum. Bei geschätzt 10%, erfuhren wir vom Winzer.
Am Anfang steht die Vision.
Herzlichen Dank an Herrn Lageder, für seine Zeit und für die Inspiration samt Anregungen.
Danke auch an den Pfalzwein eV, Veranstalter des Vortrages, an Uwe Warnecke und Philipp Kiefer, die Veranstalter der Weinfachmesse Veritable.
……
Informationen zum Weingut Alois Lageder sind in meinem Interview vom letzten Jahr mit dem Sohn Clemens Lageder nachzulesen.
Weitere Blogposts und Pressestimmen zum Fachvortrag mit Alois Lageder und zur Véritable 17: www.veritable.de
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