
Foto © Winzergenossenschaft Weinbiet
Nachdem am 21.8. die ersten Trauben geerntet wurden, geht’s am Samstag los – in Mussbach öffnet die Winzergenossenschaft das Kelterhaus für die Öffentlichkeit. Pfalz-Kult. Über die kommenden Monate trifft sich hier im Neustadter Weinort wieder Gott und die Welt. Aus nah und fern reist man an, um den neuen Wein – und gerne auch den aus dem Vorjahr – aus dem Schoppenglas (nein, Autokorrekt, nicht Schuppenglas) zu trinken. Zum Essen gibt’s entweder das von daheim Mitgebrachte oder etwas von den vor Ort angebotenen Imbissen.
Und während Tische und Bänke gefüllt sind – zu später Stunde vielleicht auch ein mancher Gast – liefern die Winzer ihre frisch geernteten Trauben ab. Es riecht herrlich nach Traubenmost, der Boden ist nass, klebrig und die Stimmung von erzählenden, lachenden Menschen, tuckernden Traktormotoren, dem Kelterhaus-Beat (nein Autokorrekt, nicht Kulturhaus) geprägt. Der Pfälzer spürt in seinem tiefsten Innersten den jetzt einziehenden Herbst.
Dabei ist es doch aber jetzt noch sommerlich warm! Neier Woi (nein, nicht WII) und Daunenjacke – so muss das sein. Bikini – zur schreibenden Stunde – passt nicht ins Bild.
Wie die Genossenschaft auf Facebook verkündet, wurden nun als erstes Solaris-Trauben mit 97° Oechsle und Ortega-Trauben mit 80° Oechsle gelesen.

© Winzergenossenschaft Weinbiet
Jetzt sind wir natürlich neugierig und fragen, wie es weitergeht. Was kommt als nächstes dran und wie wird der Jahrgang situationsmäßig im Vergleich zu anderen eingeschätzt. Geschäftsführer Bastian Klohr antwortet freundlicherweise – trotz Stress, unter dem er ganz sicher gerade steht:
„Liebe Heike, „wenn ich das wüsste“. Die Reife hat uns momentan ziemlich überholt. Gerade die Lagen, die im April Frost abbekommen haben und 50-70% vom Ertrag fehlen, sind schon sehr, sehr weit. Wir lesen nächste Woche einige frühe Rotweinsorten aus diesen Frostgebieten (Dornfelder, Acolon, Portugieser). Weiter geht’s dann wahrscheinlich mit Müller-Thurgau, aber auch Muskateller und Sauvignon Blanc sind auf dem Schirm, bevor die frühen Rotweinsorten (ohne Frost) drankommen. Dann wird es weitergehen mit den Burgunder (weiß und ggf. auch rot). Riesling erwarte ich in etwa ab KW 38. Aber das ist jetzt eine kühne Schätzung.
Wir reagieren immer tagesaktuell auf den Zustand und Reifegrad. Typischerweise planen wir 3-5 Tage im Voraus, was wann gelesen wird. Wichtig ist, dass es jetzt trocken bleibt!“
Als Konsument machen wir uns eigentlich wenig Gedanken darüber, welche Planung und Logistik in solch einem Herbst stecken. Hinzu kommt die Unberechenbarkeit des Wetters – die beste Planung muss so manches Mal plötzlich justiert werden…
Wir drücken jedenfalls dem Weinbiet und allen Winzern der Pfalz (und natürlich auch anderswo) die Daumen für einen guten Herbst!
Weitere Herbstberichte werden folgen…
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