Ich habe bei einigen Weingütern der Pfalz nachgefragt, wann sie mit der Weinlese beginnen, bzw. begonnen haben und in welcher Reihenfolge die jeweiligen Rebsorten hereingeholt werden. Und: wie die Situation aussieht, im Vergleich zu den letzten Jahren.
Georg Schwedhelm, Weingut Schwedhelm, Zell:
„Wir werden Anfang nächster Woche (4.9.) mit der Lese starten, mit Müller-Thurgau und Dornfelder. Die Hauptlese mit Riesling und Burgunder wird sicher noch 2-3 Wochen dauern.
Wir sind froh, dass wir keine klassischen frühen Rebsorten im Sortiment haben, da hier die Lage doch etwas angespannt ist durch die Nässe der letzten Wochen.
Auch sind wir froh, dass wir vom schlimmen Hagel von letzter Woche fast gänzlich verschont blieben.
Wenn bei uns die Hauptlese losgeht, stellen wir uns auf eine sehr intensive Zeit ein.
Ich denke dieses Jahr ist, wenn man den Reifeverlauf betrachtet, die Weinbergsarbeit und der richtige Lesezeitpunkt das A und O.
Aber mit geballter Manpower und vielen Arbeitsstunden sollten wir das schaffen.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Situation schon etwas angespannter. Wie bereits gesagt, ist die Situation bei frühen Sorten etwas schwieriger.
Wir hoffen natürlich nun auf trockenes Wetter, dann sieht es für Riesling und Burgunder richtig gut aus.“
www.schwedhelm-zellertal.de
Lars Lander, Weingut Philipp Kuhn, Laumersheim:
„Da wir leider noch am Abfüllen sind, schaffen wir momentan nur eine kleine Info am Rande aus der Frühlese 🙂 Wir haben am 28.8. Frühburgunder gelesen (1 Hektar, wie immer natürlich per Hand). Die Trauben waren wunderschön und hatten 95° Oechsle. Traumwerte!!!!!!!“
www.weingut-philipp-kuhn.de
Volker Benzinger, Weingut Benzinger, Kirchheim:
„Bei uns ging es die Woche los mit St. Laurent, er ist mit 80 Grad zwar an der Untergrenze für Rotwein, jedoch haben Wespen, Ameisen und Ohrläuse Beeren angestochen und es hat sich Essig gebildet. Da müssen wir auslesen.
Richtig geht es erst in einer Woche los, mit Portugieser und Dornfelder, gefolgt von Auxerrois, Weißburgunder und Grauburgunder. Riesling, Scheurebe und bei den Roten Spätburgunder, Cabernet und Merlot haben noch etwas Zeit.
Als Biobetrieb mit begrünten Weinbergen haben wir sehr gesunde Trauben, weil die nicht ganz so dick sind, wie bei offenen Böden. Wenn das Wetter mit Trockenheit und nicht allzugroßer Wärme mitspielt, sehen wir das Ganze noch sehr relaxt.“
www.weingut-benzinger.de

St. Laurent – © Weingut Benzinger
Vincent Eymann, Weingut Eymann, Gönnheim:
„Gestartet haben wir letzte Woche mit St. Laurent (für Rosé) und sind an der Chardonnay-Vorlese für Blanc de Blancs Sekt, sowie unmittelbar danach mit Pinot Noir für Blanc de Noirs Sekt dran. Das Jahr ist ungewöhnlich früh und das Säuremanagement wird wohl eine der größten Herausforderungen. Die Trauben sehen an und für sich super aus, nur die frühen Roten bekommen langsam massive Probleme mit der Kirschessigfliege. Bis jetzt sieht die Wetterlage sehr stabil aus, auch wenn es nochmal heiß wurde. Wir hoffen alles ohne größere Hitzeschäden und Sonnenbrand zu überstehen. Ich gehe davon aus, dass wir im Bereich Burgunder (Weiß- und Grauburgunder) bis Anfang KW36 das Groß für die Basis im Keller haben werden. Es bleibt spannend.“
www.weingut-eymann.de

Pinot Noir für Sektgrundwein, 28.8.17 © Weingut Eymann

Grauburgunder, 1.9.17 © Weingut Eymann
Steffen Christmann, Weingut Christmann, Neustadt-Gimmeldingen:
„Wir werden wahrscheinlich in der Septemberwoche etwas für Sekt lesen. Insgesamt ist die Reife bei uns auf dem Niveau von 2014 und 2015, also sehr früh. Die Niederschläge, die ja in unserer Region immer noch weit hinter dem Lagenjährigen Mittel lagen, kamen gerade zur rechten Zeit um Trockenschäden zu vermeiden.
Bislang sieht alles sehr gut aus, aber es bleibt wie immer spannend.“
www.weingut-christmann.de

Von der Lese 2016 © Weingut Christmann
Gaby Weegmüller, Weingut Weegmüller, Neustadt-Haardt:
„Fakt ist wir müssen die Dornfelder früher lesen, auch aus Angst vor der Essigmücke. Das Problem ist aber unsere Kerwe und da ist erst ab dem 5.9. Platz. Dann werden wir aber zügig anfangen mit Müller, Bacchus, die Frühen eben, und dann Weissburgunder… Eben auch aus den Gesichtspunkten der Fäulnis, da doch einige Sorten sich schon abdrücken. Sollte es trocken bleiben, kein Problem – aber man weiss ja nie. Ansonsten sind wir mit der Reife früher, die Schule meint 14er. Es ist aber noch alles offen und wir sollten wachsam bleiben…“
www.weegmueller.de
Ludwig Adamé Haass, Domaine Hambacher Freiheit, Neustadt-Hambach:
„2017 ist ein schwieriger Herbst.
Es gibt einen deutlichen Reifevorsprung im durchschnittlichen Jahresvergleich.
Jedoch besteht eine Tendenz zu Bortritis-Befall.
Wetterabhaengig starten wir mit Regent; einer pilzwiderstandsfaehigen Sorte
Anfang September.
Dann folgen Chardonnay und Pinot Noir gegen Ende September.“
www.haass-wein.de
Michael Gnägy, Weingut Nauerth-Gnägy, Schweigen
„Hier kommen ein paar Worte zu der aktuellen Situation in den Weinbergen rund um Schweigen-Rechtenbach.
Wir hatten hier kaum Probleme mit Spätfrösten, deshalb freuen wir uns über einen gleichmäßigen Entwicklungszustand der Trauben.
Probleme gibt es bei kompakten Traubensorten (Burgunder) durch Abdrücken der Beeren. Die Folge sind Fäulnisnester. Auch findet man bei uns verstärkt Schäden durch Sauerwurm. Auch hier ist Fäulnis die Folge.
Die Kirschessigfliege ist im Moment hauptsächlich in vorgeschädigten Weinbergen und bei roten Sorten ein Problem. Sie wird durch den Geruch geschädigter Weinbeeren angezogen und macht sich dann in diesem Bereich breit.
Für mich ist der Jahrgang auf Messers Schneide. Dort wo gut gearbeitet wurde (Laubarbeit) sind hervorragende Qualitäten möglich. Wenn das Wetter umschlägt und wir viel Wasser bekommen, wird es wohl eine sehr schnelle und eher problematische Weinlese geben.
Bei trockenen Verhältnissen ist alles möglich. Einmal mehr zeigt sich, wer qualitativ gut im Weinberg gearbeitet hat. Die Lese beginnt bei uns spätestens am 11. September.“ www.nauerth-gnaegy.de

Lese 2016 © Weingut Nauerth-Gnägy
Vielen Dank an alle, die sich für eine Antwort die Zeit genommen haben! Wir drücken natürlich alle Daumen, dass es nun trocken bleibt und wünschen einen erfolgreichen Herbst!
Kategorien:weingeschichten