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Burrweiler Schäwer, Weingut Messmer

Schiefer. Er gehört zu den ältesten Gesteinsarten im Weinbau der Pfalz und entstand vor rund 420 Millionen Jahren, in der Ära des Erdaltertums, im (System) Devon.

DevonErdgeschichte

© wikipedia (zum Vergleich: Buntsandstein entstammt dem Trias) Weitere Infos hier…

Geformt durch von Erdverschiebungen zusammengepresstem Meeresschlick, ist diese Bodenart entstanden, die besonders Moselweine mit der unverkennbar-prägnanten „Schieferwürze“ zu weltweiter Berühmtheit führte. Neben Blau- und Rotschiefer, die durch Ton- bzw. Eisenoxidanteile verfärbt wurden, gibt es den klassischen Grauschiefer.

Den finden wir hier in der Pfalz, wenn auch nur mit rund 30 ha, Quelle: Dr. Janik, „terra palatina“. Anteilig ist Schiefer u.a. auch im Burrweiler Altenforst zu finden. Als „die pfälzer Schieferlage“ gilt aber unbestritten der Burrweiler Schäwer, mit 23 haEine exklusive Weinlage also, die große Aufmerksamkeit verdient!

Eine der Spitzenlagen ist der Burrweiler Schäwer für das Weingut Meßmer in Burrweiler. Hier arbeiten die Brüder Gregor und Martin Meßmer nun in der zweiten Generation des in 1960 gegründeten, 28 ha Weinberge umfassenden Betriebes, der im 250 Jahre alten Anwesen ansässig ist. Seit 1997 gehören sie dem VDP an.

Ich habe mich sehr gefreut, als nun die Einladung zu einer Raritätenprobe kam! Gerne sagte ich zu, um mehr über den Schäwer und den Schiefer zu erfahren:

Burrweiler Schäwer, Weingut Meßmer

Treffpunkt war in der Vinothek, die herrlich von Weinbergen umgeben ist. Nach einem knackigen Begrüßungssekt ging es auch gleich schon los – mit einem Rundgang durch die Weinlage Burrweiler Schäwer. Wir hatten Glück, denn die Sonne ließ sich, an diesem ansonsten eher trüben Tag, immer wieder mal kurz blicken. Besonders hier oben im Weinberg, unterhalb der malerischen Sankt Anna Kapelle, konnten wir so den sagenhaften Ausblick über die Ebene genießen.

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Sankt Anna Kapelle auf 423 m © pfalzweinproben

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2012 Schäwer GG, Weingut Meßmer © pfalzweinproben

Hier, mit Blick auf Burrweiler, das auf 271 m Höhe unter uns lag, gab es dann auch gleich das erste Große Gewächs. Perfekt! Waste no time… Aus dem Jahrgang 2012, zeigte dieser Riesling eine wunderbare Harmonie. Vielleicht war er sogar mein Favorit des Tages. Oder war das der 2007er? Egal wie – das hier war Musik im Glas. Zarte Reife, zu der sich jugendliche Frische gesellte. Getragen von seiner feinen, belebenden Säure und dieser Schiefermineralik. Ein unaufdringlicher Körper und dabei so intensiv und nachhaltig im Geschmack. War es der Ausblick? Nein. Es war der Wein. So gut.

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Bevor ich zu den weiteren Großen Gewächsen aus dem Burrweiler Schäwer komme, eine kurze – hoffentlich inspirierende – Zusammenfassung der Probe:

Zurück in der Vinothek, führte man uns durch eine gediegene Anzahl feiner Weine aus aktuellen Jahrgängen. Es war eine spannende Entdeckungsreise, das Thema Mineral und Würze stets im Fokus. Zum Einstieg gab es einen Überblick über die Gesteinsarten Schiefer, Granit und Muschelkalk in drei verschiedenen Weinen. Wobei wir hier wieder bei meinem Lieblingsthema sind: dass sich diese Nuancen (fast) nur innerhalb der Reihe eines Weingutes so klar unterscheiden lassen. Denn, es gehört außer dem Boden auch das Mikroklima, der Niederschlag, die Ausrichtung des Weinbergs und nicht zuletzt der Winzer selbst dazu. So erklärt das auch Martin Meßmer, der uns sehr eloquent interessante Hintergründe zu den jeweiligen Weinen und Jahrgängen zu geben wusste. Passend dazu gibt es übrigens den „Terroir Koffer“, mit drei kleinen Flaschen aus den verschiedenen Terroirs zu kaufen. Die haben wir bald darauf tatsächlich zuhause probiert – interessant!

Sehr gut gefallen haben mir auch die Weine der Serie ‚einzig & artig‘, die unterschiedliche Anteile an Holzfassreife sowohl in Tonneaux und Barriques gesehen haben. Dabei niemals das Holz im Vordergrund, sondern elegant eingebunden. Preis/Leistung!

Und wer Weissburgunder mag, der muss unbedingt in die Vinothek nach Burrweiler fahren und sich hier durchprobieren – oder ein paar Gläser trinken, je nach Fahrerrolle. Feine Eleganz, zarter Schmelz und animierende Säure zeichnen diese Weine aus. Das 2014er GG aus der Parzelle Im Goldenen Jost – IGJ – Schlossgarten als Toppwein mit sehr langem Nachhall. Auch der Grauburgunder – und ich bin wirklich kein Fan der Rebsorte! – war regelrecht anmutig schön. Ihm fehlte jeglicher Schluckbegrenzer (wobei wir bei dieser Probe natürlich leider sowieso ausspuckten). Stichwort Mineral, steht auch hier wieder in meinen Notizen… Selbst bei den Rotweinen zog sich das Thema Eleganz und Feinheit durch. Ultrafeine Spätburgunder aus von Muschelkalk geprägten Lagen, da kommt der Pinotlover ins Träumen.

Für mich das absolute Highlight war der Vergleich der Rieslinge aus vier Jahrgängen des Burrweiler Schäwers

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Burrweiler Schäwer GG, Weingut Messmer © pfalzweinproben

Den 2012 gab es bereits im Weinberg, wie oben beschrieben. Ein harmonischer Wein, der noch lange Freude machen wird. Der Burrweiler Schäwer 2013, aus einem säurebetonten Jahr, strukturbetont, mit einer durch den Ausbau mit geringem Holzanteil gekonnt abgepufferten Säure – auch dieser Wein macht besondere Freude. Gelbfruchtig, würzig, salzig-mineralisch, sehr fein. Tatsächlich möchte man den noch einmal ganz in Ruhe allein oder mit Freunden genießen. Es gibt ihn sowie spätere Jahrgänge noch ab Weingut zu beziehen. Preis ab 22 €.

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2013 Schäwer GG, Messmer

Den 2007er und 2008er im Vergleich. Eine kleine Aromenreise in den rund zwanzig Minuten, die wir damit verbrachten. Anfangs war der 2007 scheu und zurückhaltend, im Vergleich dazu der 2008 sofort da: Riechen, schmecken, trinken. Harmonie pur. Hat alles gepasst. Wunderbar! Zurück zum 2007, er hatte diese Spannung und war für mich sofort der Straffere. Er hat mich abgeholt, sozusagen, mit seiner kräutrigen Würze. Interessant, nicht laut, aber mit einer Tiefe, die sich erst mit der Zeit zeigte. Der 2007 darf noch liegen bleiben (wer vielleicht noch eine Flasche davon hat), muss aber nicht! Und nochmal zum 2008, der inzwischen stehen geblieben war. Auf hohem Niveau. Und weiterhin wunderbar, feine Strohwürze, Holunderblüte, Mineral. Bald trinken.

Fazit: Feine Weine, die mit Reife gewinnen. Solltet ihr einen davon trinken und ihn nicht richtig einordnen können, dann war es wohl leider zu früh. Denn was hier anfangs unter Umständen noch kreuz und quer geht oder vielleicht auch mal nach „hallo?“ schmeckt, das braucht Zeit. Ist die Flasche eure, dann stellt sie bitte einfach ein paar Tage oder Wochen in den Kühlschrank und erlebt selbst, wie sich der Wein verändern wird. Ist sie noch verschlossen (und euer Probeschluck kam von einer anderen), dann legt sie bitte in den Keller. Und rührt sie nicht an, die nächsten paar Jahre.

Für mich persönlich, sind diese Großen Gewächse aus dem Schäwer geradezu prädestiniert, uns die Entwicklung eines guten Weines mit Spannung erleben zu lassen. Selbst für uns, die nicht, wie ein Winzer, die Details eines jeden Jahrgangs spontan aus der Hüfte herausschießen können, wird es Spaß machen, den Reifeprozess zu verfolgen.

Und zu erleben, wie der rote Faden des Schiefers sich durch sämtliche Weine zieht, wie sich hier die unverkennbare – und einzigartige – Herkunft in Form von Würze, Frische und Lebendigkeit zeigt.

Vielen Dank an das Team vom Weingut Messmer für eine wahrhaft großartige Probe. Der Schäwer hat uns beeindruckt.

Cheers!

Weingut: www.weingut-messmer.de
Vinothek: www.dasweinhaus.com

 

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